Sterben 2.0 – Digitaler Tod? | Von Leben und Tod

Werbung / Was passiert eigentlich mit meinen Social Accounts, wenn ich sterbe? Kann ich meinen digitalen Fußabdruck vererben? Wie weit hat die Digitalisierung auch das Sterben verändert? Kann ich ein Bestattungsunternehmen digital kontaktieren und mich beraten lassen? Wie kann ich meine Bestattung digital gestalten? Diese Fragen geistern mir schon länger im Kopf herum. Wenn ihr die Serie „Black Mirror“ gesehen habt wisst ihr, dass diese Thematik im Bereich der Digitalisierung hochaktuell ist. Zwar können wir noch keine Klone durch unseren digitalen Fußabdruck erschaffen oder unsere Seele digital abspeichern. Dennoch ist das Thema Sterben 2.0 und der digitale Nachlass aktueller denn je.

Sterben 2.0

Social Accounts nach dem Tod und digitaler Nachlass

Als sich vor vielen Jahren ein enger Freund das Leben nahm, war es besonders schmerzhaft, sein Instagram Profil aktiv zu sehen, als neue Fotos hochgeladen wurden. Auch, dass von seinem Facebook-Profil Nachrichten versendet wurden, war nicht gerade einfach. Bis zu den Tagen seines Begräbnisses wurden die Profile genutzt, um seinen Followern den Tod bekannt zu geben. Wer hat nach dem Tod das Recht dazu?

Sterben 2.0

Nach nur einmal googlen stellt sich heraus, dass es hunderte Artikel zu „Social Media Accounts nach dem Tod“ gibt. Menschen hinterlassen nach ihrem Ableben meistens gut gefüllte Accounts, die dann zu digitalen Leichen werden – stillliegende Profile, die nicht mehr genutzt werden. Um diese Profile besser einordnen zu können, gibt es seitens META mittlerweile die Möglichkeit, gegen Vorlage einer Sterbeurkunde das Profil umzuwandeln. Diese Accounts werden dann zu Gedenkprofilen umgewandelt oder auf Wunsch auch gelöscht. Dazu wird auch ein Erbe bestimmt, der quasi die gesamten digitalen Accounts der Verstorbenen erbt – inklusive Rechte und Pflichten. Die Angehörigen können hier entscheiden, wie mit dem digitalen Erbe umgegangen werden soll.

Wichtig! Abos bei Streaming-Diensten laufen einfach weiter und die Beträge werden vom Konto der verstorbenen Person abgebucht. Die Angehörigen sollten hier möglichst schnell die Verträge der Anbieter kündigen lassen.

Sterben 2.0 – Wie im Leben so im Tod

Die Digitalisierung hat weitreichend alle Bereiche des Lebens verändert. Auch das Sterben bzw. der Tod sind davon nicht ausgenommen. Es gibt mittlerweile sogar eigene Abschnitte der digitalen Nachlassregelung in Testamenten. Auch die Bestattung ist vom Sterben 2.0 nicht ausgenommen. Gerade in den letzten 3 Jahren sind wir in diesem Bereich große Schritte gegangen, um in Zeiten von Abstand, Personenbegrenzung und Distanz eine Nähe zu schaffen – wenn auch digital. Das Bestattungsunternehmen Himmelblau hat für diesen Fall auch Live Streams von Beisetzungen in ihr Repertoire aufgenommen.

Digitalisierung in Zeiten von Corona hat einen Höhenflug erlebt und ist auch bei Bestattungsunternehmen sichtbar. Allerdings scheiden sich hier die Geister. Wenn auch der Trend zu online only geht, so ist sich eine überwiegende Mehrheit (87,9 Prozent) von Österreicher*innen einig, dass der persönliche Kontakt im Todesfall extrem wichtig ist. Fast 90% geben darüber hinaus an, dass sie keinen Online-Kontakt zu Bestattungsunternehmen wünschen bzw. es ihnen nicht wichtig ist. Bestattungen über ein digitales Bestattungsunternehmen abzuhalten, ist für beinah die Hälfte der Österreicher*innen (46,2%) kaum bis gar nicht vorstellbar.

Hier geht’s zur Studie!

Sterben 2.0

Digitalisierung und Bestattung

Sterben 2.0 ist für mich nicht nur ein spannendes Thema an sich, sondern geht mit vielen Teilbereichen einher: Ethische Grundhaltungen, rechtliche Aspekte, Datensicherung, Kommunikation mit und über den Tod auf den jeweiligen Accounts und auch die zwischenmenschliche Ebene. Als Kommunikationswissenschaftlerin finde ich es besonders interessant, wie dieses Thema angegangen wird. Selbstverständlich befürworte ich es, dass es die Möglichkeit einer digitalen Kontaktaufnahme mit einem Bestattungsunternehmen gibt. Allerdings passieren in dem Prozess der Verarbeitung eines Todesfalls so viele Dinge gleichzeitig, dass es ein persönliches Gespräch nicht ersetzen kann. Das Interview mit Jasmin hat mir außerdem deutlich vor Augen geführt, wie wichtig es für Angehörige und Bestatter*innen ist, persönlich miteinander zu reden, um den Abschied einer geliebten Person zu begleiten. Hier zählen für mich Nähe, eine tröstliche Umarmung und vor allem micro expressions – also Gesichtsausdrücke, die zeigen was wir fühlen.

Mikro Expressions

Was ist eure Meinung von Sterben 2.0? In welche Richtung wird sich das entwickeln? Würdet ihr lieber ein Bestattungsunternehmen persönlich oder digital beauftragen?

Von Leben und Tod

„Von Leben und Tod“ ist eine Serie auf meinem Blog, bei der ich mit euch gemeinsam wichtige Themen aufgreife, die das Leben prägen. Der Tod ist ein Teil des Lebens und wir sollten ihn daher auch nicht als Tabuthema abstempeln, sondern in unseren Gesprächen seinen Anteil geben. In Zusammenarbeit mit dem Bestattungsunternehmen Himmelblau habe ich viele Anregungen und Infos für euch zusammengetragen, die ihr in den Artikeln Bestattungsarten, Gedanken zum Ableben und Traumberuf Bestatter*in nachlesen könnt. Habt ihr Fragen an das Team der Bestattung Himmelblau? Hier könnt ihr euch melden!

Pipifeine Grüße,
Sophie

Mehr dazu findet ihr auch bei mir auf Instagram.

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