Von Traurigkeit und Selbstliebe

Traurigkeit

Je öfter ich mich unter Menschen bewege, desto mehr bin ich enttäuscht. Ich bin enttäuscht von der Einstellung – beziehungsweise dem, was ich davon sehe. Aufgemalte Gesichter, Egoismus und Sturheit, Ignoranz und am allerschlimmsten: Selbsthass. Gerade Letzterer zeichnet leider den Großteil der Individuen aus. Man zweifelt an seinem Äußeren und viele auch an ihrem Inneren. Und dann beginnt Schritt für Schritt immer mehr der Weg zur Selbstverleugnung und zum Selbsthass. Man will sich selbst nicht mehr ansehen, sich nicht mehr zeigen oder beginnt damit, dass man einem regelrechten Wahn verfällt mit dem Ziel, sich selbst zu optimieren. Aber was ist, wenn ich mich nicht optimieren und verbessern will? Wie wird einem begegnet, wenn man mit sich selbst zufrieden ist und sich vielleicht sogar liebt?

Selbstliebe

Schnell wird man als selbstverliebt, egozentrisch und eingebildet hingestellt. Doch was ist falsch daran, wenn ich sage, dass ich mich so liebe, wie ich bin? Das bedeutet nicht, dass ich mich nicht weiterentwickeln möchte und neue Seiten an mir entdecken kann. Es bedeutet lediglich, dass ich jetzt im Moment vollkommen mit meinem derzeitigen Ich zufrieden bin. Natürlich gibt es immer wieder kleine Krisen und kleinere und größere Rückfälle in das Mantra des „Wär ich nur wie…“. Immer wieder kreisen negative Gedanken in meinem Kopf und ich frage mich oft, warum und wie und was könnte ich besser machen. Man soll sich aber nicht aus dem Grund verbessern und entwickeln wollen, um anderen zu gefallen. Nein, ganz im Gegenteil! In erster Linie soll man sich selbst lieben. Um zu sich selbst zu finden, ist einiges an Kraft und Selbstdisziplin und Aha-Momenten nötig. Jeder findet hier seinen eigenen Weg und ich möchte hier wirklich keine Tipps geben. Ich will lediglich eine kleine Geschichte erzählen:

Selbstzweifel

Eine gute Freundin von mir arbeitet als Model. Sie ist superhübsch, groß, schlank und hat das, was man einen perfekten Body nennt. Eigentlich assoziiert man solche Menschen mit Zufriedenheit, dem Glücklichsein und natürlich mit Zufriedenheit. Weit gefehlt! Ich habe selten eine so zerbrechliche Persönlichkeit getroffen. Damit meine ich nicht ihr äußeres Erscheinungsbild. Es geht um ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstliebe. In dieser Kategorie muss man aber stark unterscheiden: will eine Person nur Komplimente hören und bestätigt wissen, dass sie so super aussieht, wie sie sich fühlt oder hat sie ein völlig falsches Bild von sich? Bei ihr ist es leider Option 2. Wenn sie sich einmal von außerhalb betrachten könnte, würde sie sich wahrscheinlich für einen wunderbaren und tollen Menschen halten. Aber da sie in ihren Selbstzweifeln und den Verstrickungen festhängt, die dieser mit sich bringt, fällt ihr die Selbstliebe sichtlich schwer. Und genau solche Situationen machen mich wahnsinnig traurig.

Eine Chance

Wir erzeugen ein Bild von einem gesunden, glücklichen und perfekten Wesen, nur um dann hinter den Kulissen so viel unnötiges Leid zu finden. Ich nehme mich da wirklich absolut nicht heraus. Auch bei mir hat es sehr lange gedauert, bis ich akzeptiert habe, dass ich nun mal in diesem Leben diesen Körper und diesen Geist bekommen habe. Jetzt gilt es, das beste daraus zu machen und im allerbesten Fall auch noch anderen ein positives Gefühl auf den Weg mitzugeben. Es hilft doch nichts, wenn wir alle nur in unseren negativen Gedanken versinken anstatt zu versuchen, uns selbst lieb zu haben. Das ist unsere einzige Chance, das Leben mit Liebe und Fröhlichkeit zu gestalten. Denn nur wer sich selbst liebt, kann auch andere lieben.

Pipifeine Grüße,

Sophie

 

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